Zwei Grosse sagen Adieu – Carlos Da Silva und Kim Jaggy treten ab
Sag beim Abschied leise Servus: Kim Jaggy und Carlos da Silva beenden ihre Karriere.
Der eine, Kim Jaggy, kommt auf insgesamt 425 Profieinsätze, der andere, Carlos da Silva, auf deren 398. Nun wird damit fertig sein – nach dieser Saison werden beide Spieler ihre lange, eindrückliche Karriere beenden. Ein kurzer Blick zurück auf eine imposante Zeit.
Die Saison 2017/18 geht zu Ende und damit auch Eure Karriere. Wie ist der Entscheid zustande gekommen, mit dem Profifussball aufzuhören?
Carlos da Silva: Mit 34 bin ich in ein Alter gekommen, in dem man sich Gedanken macht, wie es weiter gehen soll. Eigentlich habe ich mich schon vor 5 Jahren, als ich bei Lugano aufhörte, aus dem Profifussball zurückziehen wollen. Es kam damals das Angebot vom FCRJ für die 1. Liga und damit verbunden die Chance, nochmals an einem Projekt und einer Vision mitarbeiten zu können. Dann schafften wir den Aufstieg in die Challenge League – nun ist der richtige Moment für mich gekommen, definitiv aufzuhören.
Kim Jaggy: Auch ich hätte damals bei Aarau bleiben können und auch ich stellte mir die Frage, wie es nach dem Fussball weiter gehen soll. Die Aufgabe, beim FCRJ mitzuhelfen, die Vision umzusetzen, hat mich sehr gereizt. Der Vorteil war zudem, dass ich neben dem Fussball meine Ausbildung zum Fitnesscoach machen konnte. Doch wie es Carlos schon sagte, jetzt ist der Moment genau richtig, aufzuhören.
..die Entscheidung ist also nicht schwergefallen?
Kim: Natürlich ist es nicht einfach, nach so langer Zeit einfach aufzuhören. Wir beide haben in unserer Karriere viel erlebt, in den höchsten Ligen gespielt und Fussball ist unsere Leidenschaft. Und beim FCRJ haben wir zudem ein super Umfeld, eine super Mannschaft und die Möglichkeit erhalten, mitzuhelfen, dass in der Region Challenge League Fussball möglich ist.
Carlos: Dem kann ich nur zustimmen. Irgendwann kommt aber der Moment, aufzuhören, und der ist jetzt genau richtig.
Wenn ihr auf Eure lange Karriere zurückschaut, was war das eindrücklichste Spiel?
Carlos: Das verrückteste Spiel war sicher der Cup-Halbfinal mit GC gegen den FCZ
am 3. März 2004. Ich wurde in der 60 Minute eingewechselt. Sieben Minuten vor dem Ende führte der FC Zürich 5:2 aber wir drehten in so kurzer Zeit das Spiel noch und zogen in den Cupfinal ein.
Kim: Das Spiel mit Haiti an der Copa América vor zwei Jahren gegen Brasilien, mit Spielern wie Willian, Dani Alves, Coutinho u.a.m.
…und der wichtigste Trainer?
Kim: Marcel Koller hat mir damals als junger Spieler sehr viel Vertrauen geschenkt und mich weitergebracht.
Carlos: Carlos Bernegger. Er hat mich damals in die erste Mannschaft von GC geholt und mir ermöglicht, dort Fuss zu fassen.
Der FCRJ ist die letzte Station in Eurer Karriere. Wie habt Ihr die Zeit hier erlebt?
Kim: Es war eine ganz tolle Zeit. Ich erlebte zwei Jahre voller „Highlights“ – mit dem Aufstieg, mit einem ganz tollen Club in einer tollen Region. Es ist, wie man so schön sagt, „alles aufgegangen.“
Carlos: Ich bin vor fünf Jahren von Lugano zum FCRJ gekommen. Wenn ich die Entwicklung vom Amateur- zum Halbprofitum sehe, dann ist es schon wahnsinnig, was in dieser Zeit hier erreicht wurde. Ich erinnere mich noch zurück an die ersten Verhandlungen mit Rocco, dann die erste Saison, die noch etwas turbulent war, und dann die Weiterentwicklung des Vereins bis hin zum Challenge League Club – einfach grandios. Es war eine fantastische Zeit, für die ich sehr dankbar bin.
Der FCRJ ist ein Ausbildungsverein – was für einen Rat gebt ihr jungen Spielern, die auch eine solche Karriere anstreben?
Kim: Viele junge Spieler stellen sich das Profileben zu einfach vor. Es gibt gute und schlecht Momente. Ich gebe einfach den Rat, die Freude und Leidenschaft nie zu verlieren, sei es im Training, sei es im Spiel. Es braucht zudem viel Ehrgeiz, Disziplin und vor allem Durchhaltewille.
Carlos: Eigenmotivation steht für mich an erster Stelle. Nicht der Trainer, nicht die Eltern, niemand anderer als der Spieler selber muss sich immer wieder motivieren, das beste zu geben. Es ist harte Arbeit und es bedeutet auch Verzicht auf vieles, und das muss man in Kauf nehmen. Dafür wird man aber mit ganz tollen Erlebnissen belohnt.
Zum Schluss: Was sind nun die nächsten Pläne?
Carlos: Ich denke, wir beide haben diesen Moment gut vorbereitet. Es ist einiges in Planung und ich freue ich mich, nach rund 13 Jahren nun zum ersten Mal mit meiner Familie im Juli Ferien zu machen.
Kim: Ich arbeite bereits in einem Fitnessstudio und werde im Sommer den Fitnessinstruktor abschliessen. Und wie Carlos freue auch ich mich, im Sommer mit der Familie in die Ferien zu reisen. (rlu)
Der FCRJ verliert zwei verdienstvolle Spieler und eine geballte Ladung an Erfahrung
Carlos da Silva kam 2013 zum FC Rapperswil-Jona und lief in Meisterschaft und Cup gesamthaft 103 Mal im Dress der Rosenstädter auf. Insgesamt spielte er 95 Mal in der Super League und 186 Spiele in der Challenge League.
Kim stiess im 2016 zum FCRJ und spielte insgesamt 47 Mal für unsere Mannschaft. In der Super League war er bei GC und beim FC Aarau unter Vertrag. Unvergesslich auch seine Zeit bei Sparta Rotterdam und seine internationalen Spiele mit der Nationalmannschaft von Haiti.
Der FC Rapperswil-Jona dankt den beiden Spielern für ihren Einsatz und ihre Leistung für den Verein und wünscht von ganzem Herzen alles Gute für den weiteren beruflichen und privaten Weg. (rlu)