Interview mit Sportchef Stefan Flühmann

Seit kurzem steht fest, dass die neue Saison in der Promotion League am 15. August starten wird. «Es stehen nun herausfordernde Wochen vor uns,» meint Sportchef Stefan Flühmann im Gespräch. Wie die genau aussehen, wie die Mannschaft die Corona-Pause bewältigt hat und wie die Kaderplanung vorwärts kommt -über das und einiges mehr haben wir uns  mit dem FCRJ-Sportchef unterhalten. 

Stefan Flühmann, drei Monate sind es her, als sich die Mannschaft zum letzten Training eingefunden hat. Wie haben sich die Spieler in dieser Zeit fit gehalten?
Es war rückblickend sicher eine sehr herausfordernde Zeit, für den Verein aber auch für die Mannschaft. Die Spieler mussten die sportlichen Aktivitäten selber weiterführen, mit Joggen, Velofahren, mit Kraft- und Stabilitätsübungen – das ganze Programm also, einfach ohne das  Balltraining mit der Mannschaft. Das braucht sehr viel Disziplin und ist nicht einfach. Aber die Spieler haben das sehr gut umgesetzt, wobei sie von Athletiktrainer Tom Lehmann sehr gut betreut wurden.

Die aktuelle Meisterschaft wurde abgebrochen. Was bedeutet das für den FCRJ?
Der Abbruch kam sehr abrupt und völlig überraschend. Meiner Meinung nach hätte es sicher Lösungen gegeben. Für uns heisst dies, dass wir die Einnahmen nicht haben, dass Sponsoren keine Gegenleistungen für Ihre Zahlungen erhalten, etc. Es ist nicht nur eine sportliche, sondern auch eine finanzielle Herausforderung, die damit verbunden ist. 

Man hatte eine gute Ausgangslage: Zweiter Tabellenplatz mit sieben Punkten Rückstand auf den ersten, Yverdon…
Wir hätten gerne weitergespielt, da stehen wir dazu. Wir wünschten uns einen sportlichen, fairen Wettkampf. Unverständlich ist sicher, dass wir (und auch alle anderen Vereine der Promotion League) beim Entscheid nicht miteinbezogen wurden. 

Für den Cup der nächsten Saison wurden die teilnehmenden Mannschaften der Promotion League ausgelost. Der FCRJ hatte kein Glück und wird am Cup nicht teilnehmen können. Etwas, das Ihnen sicher auch sehr zu denken gibt.
Für mich ist diese Auslosung völlig unverständlich. Der FCRJ ist im nächsten Cup nicht dabei, Yverdon und Carouge zum Beispiel auch nicht, also Vereine, die ganz oben in der Tabelle standen. Normalerweise sind doch die ersten vier oder fünf Mannschaften der Promotion League für die Hauptrunde qualifiziert, die restlichen -ausser den U21-Teams- spielen dann eine Ko-Runde. Also: wieso wird dann dieses Mal ausgelost und nicht nach dem herkömmlichen Modus verfahren? Die Mannschaften, die in der Winterpause die ersten vier Plätze belegten, werden also brutal bestraft, die Mannschaft der hinteren Tabellen belohnt. Das ist nicht gerecht.

Der Cup-Viertelfinal gegen Sion wird aber anfangs August ausgetragen. Ist das gut für den FCRJ?
Es ist sicher eine viel bessere Lösung, als wenn der Cup im Juni gespielt worden wäre. So haben wir Zeit, uns fünf Wochen gut vorzubereiten, um dann nach dem Cupspiel gleich  in die neue Saison zu gehen. Der FC Sion hat dann zwar den Meisterschafts-Rhythmus in den Beinen, aber seien wir ehrlich, wenn wir Sion schlagen sollten, schlagen wir sie irgendwie und nicht wegen diesem Modus. 

Jetzt ist auch klar, wann die Meisterschaft wieder startet.
Genau. Am 15. August, das kommt uns im Plan sehr entgegen. Es ist so ein nahtloser Übergang von der Vorbereitung, dem Cupspiel gegen Sion in die Meisterschaft. Wir hoffen immer noch, dass wir mit Zuschauer wieder starten können. 

Nun geht es an die Planung der neuer Saison. Wie sieht der Fahrplan für die Vorbereitung aus?
Am letzten Montag hat sich die Mannschaft zum ersten Mal zu einem Austausch wieder gesehen, aber im Juni werden vorerst nur «Sichtungstrainings» mit den jungen Spielern ausgetragen, die aus der U-18 und der 2. Mannschaft kommen. Wir werden im Juni also noch kein Mannschaftstraining im herkömmlichen Sinne durchführen. Am 1. Juli ist dann der offizielle Auftakt zum Mannschaftstraining der 1. Mannschaft. 

Wie sieht es aus bezüglich Mannschaftszusammenstellung? 
Wir haben vor zwei Wochen mit allen Spielern längere Einzelgespräche gehabt, um zu erfahren, wie die Situation jedes einzelnen ist. Wir haben dabei auch mittgeteilt, dass wir unser Budget um mindestens 30 % reduzieren müssen. Die Reaktionen waren mehrheitlich positiv und die Spieler zeigten Verständnis für die aktuelle Situation, aber natürlich gibt es auch Härtefälle, die werden wir individuell beurteilen. Deshalb rechne ich damit, dass der Grossteil des Kaders zusammenbleibt. Dann wollen wir auch zwei, drei erfahrene Spieler engagieren, aber das ist momentan schwierig, weil ja in höheren League die Saison über den 30. Juni hinausgeht. 

Dennoch: Es laufen doch gegen 10 Verträge aus. 
Das ist uns bewusst und wir arbeiten mit Hochdruck daran. Im Juni werden wir nun alles daransetzen, um die Vertragssituationen mit den Spielern zu klären. Wie gesagt, ich bin sehr zuversichtlich, dass das Kader im grossen und ganzen zusammenbleibt. Zu den Abgängen kann ich mit Stand heute sagen: Stéphane Nater wird zum FC Balzers wechseln, vorerst als Spieler und dann in den Trainerstab. Torhüter Chris Leite hat beim SC Brühl unterzeichnet und Roman Güntensperger bei Linth04.

rlu