Interview mit Sina Cavelti

Das NLB-Frauenteam des FCRJ hat eine ausgezeichnete Saison gespielt. Am Schluss hat es aber dann doch nicht zum Aufstieg gereicht. Eine super Saison spielte auch Stürmerin Sina Cavelti. Mit 28 Toren in 18 Spielen wurde sie Torschützenkönigin der NLB. 

Sie hatten so hohe Ziele – am Schluss reichte es dann doch nicht. Der Traum vom Aufstieg ist geplatzt, zumindest für diese Saison. «Natürlich ist die Enttäuschung gross», meint Stürmerin Sina Cavelti rückblickend. Doch für sie  war die Saison ein persönlicher Erfolg: Mit 28 Tore, die sie in 18 Spielen schoss, wurde sie Torschützenkönigin der NLB. 

Trotz diesen Meriten meint Cavelti nüchtern: «Jetzt heisst es nach vorne schauen.» Wie das genau aussieht und ob sie weiter für den FCRJ spielt, das verrät uns die Stürmerin im folgenden Gespräch.

Sina Cavelti, am Schluss hat es trotz Deiner vielen Tore zum Aufstieg nicht gereicht. Wie gross ist die Enttäuschung?
Natürlich sehr gross – aber wenn man zurückschaut, dann haben wir es in den wichtigen Spielen nicht auf die Reihe gebracht. Wir haben die vielen Tore gegen die schwächeren Teams geschossen. Und der Spielplan hat es am Schluss auch nicht besonders gut mit uns gemeint.

Lange sah es aber gut danach aus. Was ist passiert, dass Ihr praktisch auf der Schlusslinie abgefangen wurden?
Der Spielplan war wie gesagt für uns sicherlich nicht optimal. Wir hatten zum Beispiel auf den Aufsteiger Thun mal sieben Punkte Vorsprung. Sie hatten aber die schwierigen Gegner alle früher als wir – wir spielten gegen Aarau und Yverdon und dann auch noch gegen den FCZ in einer «Englischen Woche», da merkte man einfach, dass es im Kader an der Breite fehlte, um solch ein schweres Programm abzufangen.

Gehen wir etwas näher auf Dich ein. Nach deinem super Lauf mit 28 Toren sind auch die Medien auf Dich aufmerksam geworden. Wie fühlt man sich, wenn man plötzlich im Zentrum steht?
Sehr gut. Ich fühle mich geehrt. Ich spüre durch die Aufmerksamkeit auch Anerkennung für die Leistung, und das freut mich sehr. Aber mir ist bewusst, dass dies natürlich auch vermehrt Druck bedeutet.

Du wurdest Torschützenkönigin der Liga, mit 9 Toren Vorsprung auf die Thunerin…
Der Blick auf die Torschützenliste war nicht meine oberste Priorität. Wichtiger war es, dass wir mit dem Team punkten und erfolgreich sind. Es ist aber definitiv etwas Schönes, und ich hoffe natürlich, dass das so bleibt. Aber ich bin mir auch bewusst, dass man in einer Karriere gute Phasen aber auch schlechte erlebt. Jetzt gerade läuft es mir sehr gut, aber es ist wichtig, dass man sich bewusst ist, dass das immer ändern kann.

Bei so vielen Toren drängt sich natürlich die Frage auf: Was zeichnet Dich als Stürmerin aus? Ist es der Torinstinkt, die Kaltblütigkeit oder was ist das Geheimnis dahinter?
Ich habe sicher eine gute Schnelligkeit und einen guten Zug aufs Tor. Dann hatte ich im Abschluss einen sehr guten Lauf – ich denke, diese Mischung macht es aus. Natürlich brauche ich, um Tore zu schiessen, auch meine Mitspielerinnen,  mit denen ich gut harmoniere und die mich mit Bällen «füttern». Aber ich bediene durchaus auch gerne meine Mitspielerinnen, wenn diese in aussichtsreicher Position stehen.

Wenn man so wie Du Tor um Tor schiesst, da werden sicher auch andere Clubs, insbesondere aus der Super League, auf Dich aufmerksam. Haben sich schon andere Clubs bei Dir gemeldet?
Ja, es hat sich schon jemand gemeldet. Das ehrt mich natürlich, wenn die gute Leistung auch Anerkennung findet. 

Und? Wie geht es in Deiner Karriere weiter?
Ich bin mir noch unschlüssig, aber wenn ich sehe, was der FCRJ für Ziele für die nächste Saison hat, dann kann ich mir ein Verbleib im Grünfeld sicher vorstellen. Denn das Ziel ist klar der Aufstieg und das spricht mir natürlich aus dem Herzen.

Der Frauenfussball durfte in den letzten Jahren einen grossen Boom erleben. Was hat Dich persönlich damals inspiriert, mit Fussball zu beginnen?
Ich fand es schon immer «cool», Fussball zu spielen, schon früher auf dem Pausenplatz. Um es aber an etwas festzumachen, das ist schwierig. Ich glaube, die WM 2006 war eines dieser Ereignisse – damals war ich 8 Jahre alt. Da habe ich dann auch mit meinen Brüdern immer im Garten «tschutet»,  und dann habe ich gesagt: jetzt will ich in den Fussballclub.

Und wie sah dann der Weg bis nach Rappi aus?
In Wollerau, wo ich wohne, hatte es eine lange Warteliste im Fussballclub. So ging ich mit neun Jahre in Wollerau zuerst einmal in eine Plausch-Fussballschule. Dort konnte man auch mitteilen, dass man in danach gerne in einen Fussballclub möchte. Dann hat sich der FC Freienbach bei mir gemeldet.

Aber trotzdem dauerte es dann noch eine Weile, bis Du Dich Rappi angeschlossen hattest.
Genau. Ich kam bald in die Zürcher Auswahl und daraufhin hat sich dann der FCRJ-Frauenobmann Guy Perdrizat bei mir gemeldet. Aber ich war damals auch noch im Turnverein (SC1) und deswegen passte ein Wechsel zum FCRJ dann einfach noch nicht. Ein Jahr später hat sich Guy aber wieder gemeldet, das war im Jahr 2013, da bin ich dann zum FCRJ gewechselt. 

Du hast auch in den USA gespielt.
Ja, 2018 bin ich für eineinhalb Jahre in die USA und habe dort im College Fussball gespielt. Seit anfangs 2020 bin ich wieder zurück beim FCRJ.

Hast Du Vorbilder?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe Fussball immer aus Freude gespielt, und nicht, um einem Vorbild nachzueifern.

Schaust Du auch Männerfussball? Hast du da einen Spieler, der Dir imponiert?
Wer mich sehr inspiriert ist Erling HaalandWas der drauf hat, den Zug aufs Tor, das ist unglaublich. Ich würde gerne solche Sprints mit Ball am Fuss draufhaben (lacht).

Was macht Sina Cavelti, wenn sie nicht auf dem Fussballplatz steht? 
Ich studiere im 2. Semester an der Pädagogischen Hochschule Schwyz und arbeite noch 20 % daneben. Meine Hobbys sind insbesondere der Turnverein und im Sommer, wenn Pause ist, da spiele ich sehr gerne Beach Soccer. (rlu)